Nachrichten Detail

Enthaltene Instrumente

ROUNDUP: Droht ein Schwarzmarkt-Boom? Tabaklobby schlägt Alarm

Thu Sep 18 14:51:35 CEST 2025

DORTMUND (dpa-AFX) - Ein geplanter Steuer-Aufschlag weckt in Deutschlands Tabakbranche Befürchtungen, dass der Schwarzmarkt vor einem Boom steht. Unlängst hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, den Mindeststeuersatz für Zigaretten pro 1000 Stück von 90 auf 215 Euro anzuheben. Nach Branchenschätzung könnte deswegen der Preis für eine Packung Markenzigaretten in Deutschland von circa 8,50 Euro auf mehr als 12 Euro steigen - wegen des höheren Preises könnten sich viele Raucher eine günstigere Alternative suchen und illegale Ware in Hinterhöfen kaufen. Noch stärker dürfte der Effekt beim Tabak zum Selbstdrehen (Feinschnitt) ausfallen, hier soll die Mindeststeuer pro Kilo von 60 auf 215 Euro hochgehen.

Bei der nun in Dortmund begonnenen Messe Intertabac sorgte dieses Vorhaben für scharfe Kritik. "Das wäre ein Konjunkturprogramm für kriminelle Netzwerke", sagt Jan Mücke vom Branchenverband BVTE. "Wer den legalen Markt schwächt, stärkt den illegalen Markt", sagt Michael von Foerster vom Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR). "Wer die Schraube überdreht, zerstört das Gewinde."

Ähnlich sieht es Philip-Morris-Lobbyist Torsten Albig. Mit Blick auf die Niederlande und Frankreich, wo Zigaretten wegen bereits erfolgter Steuererhöhungen deutlich teurer geworden sind, sagt der frühere SPD-Politiker: "Wer Steuern falsch austariert, überlässt das Feld den Kriminellen - mit gravierenden Folgen." Nach Branchenangaben hat sich der durchschnittliche Preis einer Packung mit 20 Zigaretten in den Niederlanden seit 2019 von sieben auf 13 Euro erhöht, in Frankreich ging es von 8,60 Euro auf 12,50 Euro hinauf.

Jede zehnte Zigarette in den Niederlanden ist gefälscht

Laut einer Studie des niederländischen Zolls werden in dem Land inzwischen nur noch 55 Prozent der dort gerauchten Zigaretten auch dort versteuert. 30 Prozent haben Steuerzeichen aus dem Ausland - hier ist unklar, ob sie legal im Rahmen von Mitnahme-Freigrenzen oder illegal ins Land kamen. 10 Prozent sind Fälschungen und der Rest stammt unter anderem aus dem Duty-Free-Bereich. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der Zigaretten, die nicht hierzulande versteuert wurden, bei schätzungsweise 20 Prozent.

Für Zigarrenhersteller, von denen es in Deutschland noch sieben gibt, sind die Brüsseler Pläne besonders starker Gegenwind, die Steuer auf ihre Produkte würde ich mehr als verzehnfachen. "Es ist ein Vernichtungsfeldzug der EU-Kommission gegen unsere Industrie, gegen unseren Mittelstand", sagt Bodo Mehrlein vom Bundesverband der Zigarrenindustrie.

Was passiert bei steigenden Preisen?

Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) hält von der Argumentation der Tabaklobbyisten wenig. Aus ihrer Sicht ist es überfällig, dass die krebserregenden Produkte in Deutschland endlich teurer werden, auch im EU-Vergleich seien sie viel zu billig. "Tabaksteuererhöhungen, die zu einer deutlichen Erhöhung des Preises führen, sind die wirksamste Maßnahme, junge Leute vom Einstieg ins Rauchen abzuhalten und rauchende Leute zum Ausstieg zu motivieren."

Die Branchenvertreter sehen es anders - sie schätzen, dass Deutschlands Raucher weiter rauchen würden, dann aber auf günstigere Ware aus illegalen Kanälen setzten. BVTE-Chef Mücke, dessen Branche gesundheitsschädliche Produkte verkauft, bemüht ein Gesundheitsargument: "Illegale Zigaretten sind besonders gefährlich, denn ihre Inhaltsstoffe wurden nicht staatlich geprüft - bei Proben aus illegalen Funden wurden Rattenkot und Kunststoff gefunden, zudem kann der Nikotingehalt viel zu hoch sein."

Für den Bund ist die Tabaksteuer wichtig

Grob gesagt 20 Milliarden Euro bekommt der deutsche Staat jedes Jahr durch den Verkauf von Tabakprodukten in Deutschland. In Zeiten knapper Kassen wäre es für den Bund eine willkommene Finanzspritze, die er dank des Steuer-Aufschlags bekommen könnte. Aber genau daran zweifeln die Branchenvertreter: Sie vermuten, dass der Staat trotz höherer Steuern weniger Geld bekommen würde, weil der legale Absatz einbrechen würde. So habe man etwa in den Niederlanden gesehen, wo die mit Zigaretten verbundenen Steuereinnahmen seit 2019 etwa um ein Viertel gesunken seien.

Dass Kaufleute klagen, wenn sie mehr Steuern zahlen sollen, ist wenig überraschend. Daher sind die Äußerungen der Tabak-Lobbyisten sicherlich mit etwas Vorsicht zu genießen. Zumal es wohl etwa zwei Jahre dauern würde, bis das Brüsseler Vorhaben umgesetzt sein könnte und die einstimmige Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten nötig wäre. Und selbst wenn das Regelwerk tatsächlich beschlossen wird - vielleicht auch nur in abgeschwächter Form -, würde Deutschlands Schwarzmarkt wirklich so dramatisch angekurbelt, wie von der Industrie behauptet?

Zollgewerkschaft warnt schon jetzt vor dem Schwarzmarkt

Durchaus möglich, warnt die Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft (BDZ). Schon jetzt nehme der illegale Handel mit Zigaretten und E-Zigaretten zu und die Tabakschmuggler hätten Deutschland als "Goldgrube" entdeckt, sagt der BDZ-Bundesvorsitzende Thomas Liebel. Regelmäßig nimmt der Zoll illegale Fabriken hoch, in denen gefälschte Kippen produziert werden. "Es ist verheerend, dass der Staat kriminellen Netzwerken so leicht eine sprudelnde Einnahmequelle sichert und zuschaut, wie sie ihre Macht ausbauen."

Liebel fordert, vom bisherigen Hinterherlaufen zur proaktiven Bekämpfung überzugehen. "Nur wenn der Zoll mit modernster Technik und ausreichend Personal ausgestattet wird, können wir kriminelle Netzwerke nachhaltig zerschlagen." Außerdem müsse die Regulierung vereinfacht werden. Die aktuellen Tabak-Gesetze seien so komplex, dass sie viel zu viele Schlupflöcher für die Kriminellen böten./wdw/DP/jha

Wertentwicklungen (Performances) und Renditechancen werden ohne Berücksichtigung der jeweiligen Produkt-, Dienstleistungskosten und Zuwendungen angezeigt. Diese und deren Auswirkungen auf die Performance und Renditechance des Instruments erhalten Sie kundenindividuell vor Ihrer Transaktion oder im Rahmen Ihrer Beratung bei der HypoVereinsbank.

Alle Angaben ohne Gewähr. Die Informationen auf dieser Seite stellen weder eine Anlageberatung, noch ein verbindliches Angebot dar und dienen ausschließlich der eigenverantwortlichen Information. Insbesondere können sie eine Aufklärung und Beratung durch den Betreuer nicht ersetzen. Die Instrumente sind nur in Grundzügen dargestellt. Ausführliche Informationen enthalten bei Fonds die allein verbindlichen Verkaufsprospekte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen, die aktuellen Jahres- und Halbjahresberichte, bei anderen Instrumenten die allein verbindlichen Basisprospekte einschließlich etwaiger Nachträge bzw. die Endgültigen Bedingungen und bei Finanzinstrumenten, die der PRIIP-Verordnung unterliegen zusätzlich die Basisinformationsblätter. Diese deutschsprachigen Dokumente erhalten Sie bei Fonds in elektronischer Form auf der Detailseite zum Fonds und/oder in Papierform kostenlos über alle HypoVereinsbank Filialen. Bei Finanzinstrumenten, die der PRIIP-Verordnung unterliegen erhalten Sie die deutschsprachigen Basisinformationsblätter in elektronischer und/oder in Papierform kostenlos bei Ihrem Ansprechpartner der HypoVereinsbank. Alle anderen Dokumente können Sie direkt beim Emittenten (Herausgeber) anfordern. Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente unterliegen u.a. Kurs- und Währungsschwankungen, die die Rendite steigern oder reduzieren können. Es kann grundsätzlich zum Verlust des eingesetzten Kapitals kommen. Alle Wertpapiere außer Fonds unterliegen dem Emittentenrisiko und strukturierte Produkte zusätzlich dem Risiko des Basiswertes. Bei Optionsscheinen, Knock out Produkten und Faktorzertifikaten sind starke Kursschwankungen üblich und es besteht ein Totalverlustrisiko.

Die Informationen auf dieser Seite stellen auch keine Finanzanalyse dar. Eine den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Unvoreingenommenheit wird daher nicht gewährleistet. Es gibt auch kein Verbot des Handels - wie es vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen gilt. Diese Information richtet sich nicht an natürliche oder juristische Personen, die aufgrund ihres Wohn- bzw. Geschäftssitzes einer ausländischen Rechtsordnung unterliegen, die für die Verbreitung derartiger Informationen Beschränkungen vorsieht. Insbesondere enthält diese Information weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren an Staatsbürger der USA, Großbritanniens oder der Länder im Europäischen Wirtschaftsraum, in denen die Voraussetzungen für ein derartiges Angebot nicht erfüllt sind.

Factset   Mountain-View
© 2012-2020. UniCredit Bank GmbH (HVB). Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.
Design and Implementation by ByteWorx GmbH.
Powered by FactSet Digital Solutions GmbH.
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch FactSet Digital Solutions GmbH.
Fondsdaten bereitgestellt von Mountain-View Data GmbH.

Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!
Langfristige Wertentwicklungen und Kursschwankungen insbes. zu Finanzinstrumenten, bzw. zu Finanzindizes entnehmen Sie bitte der jeweiligen Detailseite. Bitte beachten Sie: Vergangene Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für eine künftige Wertentwicklung (Performance) und Renditechance. Die Rendite kann in Folge von Währungsschwankungen steigen oder fallen.