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Thu Dec 19 12:39:20 CET 2024
MAINZ (dpa-AFX) - Weniger Nachfrage nach Haushaltsgeräten, mehr Konkurrenz aus China, hohe Energiekosten - der Mainzer Spezialglashersteller Schott hat im Geschäftsjahr 2023/24 mit einer ganzen Reihe an Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Das schlägt sich in den Geschäftszahlen nieder.
Größter Zukauf in der Schott-Geschichte
Große Hoffnungen setzt Schott künftig unter anderem in das Geschäft mit Brillen für die Anzeige sogenannter erweiterter Realität (AR, Augmented Reality), mit Gläsern für die Astronomie oder auch in das Geschäft mit der Halbleiterindustrie. In Malaysia wurde kürzlich ein Werk für das AR-Geschäft in Betrieb genommen.
Um das Halbleiter-Geschäft weiter anzukurbeln, erwirbt Schott die Quarzglas-Sparte des Thüringer Unternehmens Qsil. Zum Kaufpreis für die Qsil GmbH Quarzschmelze im thüringischen Ilmenau mit etwa 275 Mitarbeitern machten die Mainzer keine Angaben.
Es sei der größte Zukauf in der Geschichte von Schott, sagte der Vorstandsvorsitzende Frank Heinricht. Nach Angaben von Finanzvorstand Marcus Knöbel stellt die Qsil GmbH Quarzglas-Rohre her, die wiederum in Komponenten für die Herstellung von Halbleitern verwendet würden. Qsil verfüge in dem Bereich über ein einzigartiges Fertigungsverfahren.
Börsengang der Pharmasparte wirkt nach
Schott selbst musste im Geschäftsjahr 2023/24 nominal einen Umsatzrückgang von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,84 Milliarden Euro hinnehmen. Es habe starke Währungseffekte gegeben. Ohne diese wäre ein Umsatzplus von ungefähr drei Prozent herausgekommen, sagte Knöbel.
Das operative Ergebnis (Ebit) sank um drei Prozent auf 400 Millionen Euro. Unter dem Strich kam dennoch ein um elf Prozent erhöhter Jahresüberschuss von rund 308 Millionen Euro heraus. Das begründete das Unternehmen mit den Erlösen aus dem Börsengang der Pharmasparte im Herbst 2023. Der zum Jahresende in den Ruhestand gehende Heinricht sprach von einem "Herausforderungsjahr" und angesichts dessen von einem soliden Ergebnis.
Kurzarbeit in Mainz und Mitterteich
Der Gegenwind werde auch im neuen Geschäftsjahr anhalten, betonte der Vorstandsvorsitzende. "Das Gegengift heißt nach wie vor Innovationen." Allerdings müsse auch das Thema Produktivität an Standorten in Europa angegangen werden. Das sei keine vorsichtige Ankündigung eines Abbauprogramms. Potenzial sehe er in der Automatisierung und Digitalisierung.
Dennoch wird es zunächst Kurzarbeit bei Schott geben. Am Stammsitz in Mainz werden von den rund 3.000 Beschäftigen rund 800 vorübergehend zwischen zehn und 20 Prozent weniger arbeiten. Am Standort im bayerischen Mitterteich betrifft das von rund 1.300 Mitarbeitern in gleichem Ausmaß etwa 800 Menschen.
Kochflächen-Hersteller aus China blicken auf Europa und die USA
Für das schwächelnde Geschäft mit Haushaltsgeräten und hier insbesondere mit Kochflächen macht Schott mehrere Gründe aus. Zum einen lahme die Baukonjunktur hierzulande, sagte Heinricht. Dadurch würden weniger Küchen eingebaut. Zum anderen habe der chinesische Markt seine "Lokomotivfunktion" verloren. Chinesische Wettbewerber im Geschäft mit Haushaltsgeräten nähmen daher verstärkt den europäischen und amerikanischen Markt in den Blick.
Schott beschäftigt weltweit nach eigenen Angaben rund 17.100 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. Seinen Hauptsitz hat Schott in Mainz, es gehört der Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Heidenheim und im thüringischen Jena.
Für das kommende Geschäftsjahr peilt Schott eine Umsatzsteigerung von zwei bis fünf Prozent an. Er erwarte angesichts aller Herausforderungen eine Landung eher am unteren Rand dieser Spanne, sagte Heinricht und ergänzte nach seiner letzten Bilanzpressekonferenz: "Ich bin dann mal weg.". Sein Nachfolger wird Torsten Derr, der bisher Vorstandschef bei SGL Carbon in Wiesbaden war./chs/DP/mis
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