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Wed Nov 05 12:43:23 CET 2025
VENLO (dpa-AFX) - Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist Qiagen muss sich einen neuen Chef suchen. Der aktuelle Unternehmenslenker Thierry Bernard will zurücktreten, sobald ein Nachfolger ernannt worden ist, wie der Dax-Konzern am Dienstagabend überraschend mitteilte. Zugleich kündigte der Konzern die Übernahme des US-Biotechunternehmens Parse sowie einen weiteren synthetischen Aktienrückkauf über eine halbe Milliarde US-Dollar (434 Mio Euro) an. Im dritten Quartal schnitt Qiagen derweil besser ab als gedacht und das Management erhöhte daraufhin sein Gewinnziel für das Jahr. Die Börse zeigte sich angesichts der Gemengelage jedoch nicht überzeugt, das Papier verlor zur Wochenmitte deutlich.
Gegen Mittag notierte die Aktie als einer der größten Verlierer im Dax mit einem Abschlag von mehr als vier Prozent. Analyst Dan Leonhard von der Schweizer Bank UBS zeigte sich vor allem vom bevorstehenden Chefwechsel überrascht, sah aber auch einige Probleme im Zusammenhang mit der Parse-Übernahme. Andere Experten verwiesen zudem darauf, dass der beibehaltene Umsatzausblick ein unerwartet schwaches Jahresviertel impliziere. Mit den aktuellen Kursverlusten setzt die Qiagen-Aktie ihre jüngste Negativsträhne fort. Seit Jahresbeginn hat das Papier inzwischen gut 14 Prozent eingebüßt.
Wie Finanzchef Bernard Sackers am Mittwoch vor Journalisten erklärte, dürfte die Suche nach einem Nachfolger für Qiagen-Lenker Bernard drei bis sechs Monate dauern. Er selbst, habe keine Ambitionen auf den Job, ergänzte der langjährige Finanzvorstand. "Ich bin happy, mit dem, was ich mache."
Bernard und der Aufsichtsrat hatten sich nach Unternehmensangaben darauf geeinigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Nachfolgeprozess gekommen sei. Die Suche nach internen und externen Kandidaten habe begonnen. Bernard gehörte seit 2015 zu Qiagen und leitet die Geschicke des Unternehmens seit 2019.
Im dritten Quartal übertraf Qiagen mit nahezu allen Kennziffern die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Der Konzern verbuchte einen Umsatz von 533 Millionen Dollar, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn wuchs um 15 Prozent auf 129 Millionen Dollar. Unter dem Strich verdiente Qiagen mit 130 Millionen Dollar ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 61 US-Cent zudem über der Unternehmensprognose von 58 Cent.
Für das laufende Jahr rechnet die Qiagen-Führung weiterhin mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg um vier bis fünf Prozent. Die Margenprognose von währungsbereinigt 30 Prozent bestätigte das Unternehmen. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll nun von im Vorjahr 2,18 auf 2,38 Dollar steigen, drei Cent mehr als bisher in Aussicht gestellt.
Für das Schlussquartal rechnet Qiagen nun abseits der Wechselkurse mit einem Umsatzwachstum um zwei Prozent. Analysten hatten mit mehr gerechnet, Jefferies-Experte Tycho Petersen beispielsweise mit plus 5 Prozent. Sackers erklärte, die vorsichtige Prognose sei dem voraussichtlich bis Ende des Jahres noch anhaltenden Shutdown der US-Regierung geschuldet.
Zur Übernahme von Parse sagte Sackers, diese werde voraussichtlich im Dezember unter Dach und Fach gebracht. Qiagen zahlt dafür rund 225 US-Dollar Millionen in bar, hinzu kämen weitere mögliche Meilensteine. Wichtigstes Produkt des in Seattle in den USA beheimateten Biotechunternehmens ist eine Plattform, die mit einer hohen Auflösung die Analyse von Milliarden Einzelzellen ermöglicht. Qiagen rechnet dank des Einzuges von Künstlicher Intelligenz in der Arzneimittelforschung künftig mit einem starken Marktwachstum. Parse soll 2026 rund 40 Millionen Dollar zum Konzernumsatz beitragen, mit einem zweistelligen Wachstum in den Folgejahren. Ab 2028 werde sich der Zukauf auch wertsteigernd auswirken, 2026 aber den bereinigten Gewinn je Aktie noch verwässern.
Der ebenfalls angekündigte synthetische Aktienrückkauf soll im Januar 2026 beginnen und kurz darauf abgewickelt werden. Er besteht aus einer Barauszahlung an die Aktionäre und einer Zusammenlegung von Aktien. Ausgeschüttet wird dabei durch die Erhöhung und anschließende Reduzierung des Nennbetrags der Aktien und nicht durch die Ausschüttung des Gewinns. Dies hat für die Investoren auch Steuervorteile.
Qiagen hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach auf diese in Deutschland eher weniger gewöhnliche Form der Ausschüttung zurückgegriffen. Ursprünglich hatte das Management angekündigt, bis 2028 Aktien im Wert von mindestens einer Milliarde Dollar zurückzukaufen - dieses Ziel sei nun mit dem neuen Rückkauf bereits im kommenden Jahr übererfüllt, sagte Sackers./stw/tav/mne/mis
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