Nachrichten Detail
Sun Oct 12 10:35:04 CEST 2025
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Gut zwei Jahre nach dem Oktober-Massaker der Hamas und dem Beginn des Gaza-Kriegs warten Angehörige, Freunde und ganz Israel gebannt auf die Rückkehr der letzten Geiseln aus dem Gazastreifen. Die islamistische Hamas hat im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Plans für einen dauerhaften Frieden die Übergabe aller verbliebenen Geiseln in ihrer Gewalt angekündigt. Die Frist hierfür endet am Montag.
Aus Hamas-Quellen hieß es, die Palästinenserorganisation und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) würden ab Sonntag damit beginnen, die noch lebenden Geiseln - nach israelischen Angaben sind es 20 - bis zum frühen Montagmorgen an vereinbarten Punkten zusammenzubringen, bevor sie durch das IKRK freigelassen werden. Außerdem sollen die sterblichen Überreste 27 weiterer Geiseln aus Israel und eines schon 2014 getöteten israelischen Soldaten übergeben werden.
Im Gegenzug muss Israel gemäß Abmachung knapp 2.000 inhaftierte Palästinenser freilassen - darunter bis zu 250 Gefangene, die wegen Terrorangriffen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Die genaue Zahl dieser verurteilten Palästinenser und ihre Namen wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Jubel für Trump, Buh-Rufe für Netanjahu
Bei einer Großkundgebung der Organisation der Angehörigen der Geiseln in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv bezeichnete der US-Sondergesandte Steve Witkoff die Rolle von US-Präsident Donald Trump als entscheidend für die erzielten Fortschritte. "Wir alle sind Präsident Trump zu tiefstem Dank verpflichtet", sagte er sichtlich bewegt. Viele der Teilnehmer - nach Angaben der Organisatoren waren es rund 400.000 - jubelten und riefen in Sprechchören "Danke Trump".
Als Witkoff jedoch den Namen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu erwähnte, ging seine Rede zeitweise in einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert und Buhrufen unter. Viele Angehörige und Freunde der Geiseln werfen Netanjahu vor, nicht genug für die Freilassung der Verschleppten getan zu haben, weil ihm politische Motive wichtiger waren als ihr Schicksal.
Palästinenser in Ruinen und Ödland
Während sich die Angehörigen in Israel in einem Schwebezustand aus Hoffnung auf Rückkehr der Lebenden und Trauer über die zu erwartenden Toten befanden, ist die Lage für die Palästinenser im von Israel abgeriegelten Gazastreifen verzweifelt. Hunderttausende müssen nach zwei Jahren Krieg in einer zu weiten Teilen zerstörten, vermutlich von Blindgängern übersäten Trümmerlandschaft klarkommen, in der sie nur durch dauerhafte Hilfe von außen überleben können.
Mehr als 200.000 Menschen sollen bereits aus dem Süden des Gazastreifens in die weitgehend zerstörte Stadt Gaza im Norden zurückgekehrt sein. Vielen von ihnen dürfte es wie dem bekannten palästinensischen Arzt Essideen Schebab ergangen sein.
Arzt: Hamas kroch in die Tunnel, Zivilisten waren schutzlos
"Seit dem frühen Morgen befinden sich meine Familie und ich in einem Zustand des völligen psychischen Zusammenbruchs", schrieb der Mediziner, der durch seine Berichte aus dem Kriegsgebiet bekannt wurde, auf der Plattform X. "Heute haben wir erfahren, dass unsere Häuser, unser Land und unsere gesamte Nachbarschaft, jedes Haus unserer Familie und unserer Nachbarn, vollständig ausgelöscht wurden." Alles sei wie von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht, zu einer öden Fläche aus gelbem Staub platt gedrückt worden.
Die Hamas habe den Krieg vom Zaun gebrochen, schrieb Schebab. Und dann hätten sich die Islamisten vor den israelischen Angriffen in die Tunnel unter dem Gazastreifen verkrochen, während die Zivilbevölkerung der "vollen Grausamkeit der israelischen Armee" ausgesetzt gewesen sei.
Riesige Hürden vor "ewigem Frieden"
Auch wenn vielfach von einem "Durchbruch" die Rede ist: Vor dem von Trump beschworenen "ewigen Frieden" für die Region liegen noch riesige Hürden. Zwar soll dem Austausch der Geiseln gegen Häftlinge nach dem 20 Punkte umfassenden Plan Trumps eine weitere Verhandlungsphase mit dem Ziel einer dauerhaften Beilegung des jahrzehntealten israelisch-palästinensischen Konflikts folgen. Doch diese Phase dürfte sich höchst schwierig gestalten.
Viele Streitpunkte bleiben
Die Positionen beider Seiten könnten kaum weiter auseinanderliegen. Die Hamas spricht Israel weiterhin das Existenzrecht ab, Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner wollen die Hamas restlos zerschlagen.
Die Hamas lehnt ihre in Trumps Friedensplan vorgesehene Entwaffnung und eine auch nur vorübergehende ausländische Aufsicht über den Küstenstreifen ab. Zudem gibt es bisher keine Garantie dafür, wie und wann sich Israels Armee ganz aus dem Gazastreifen zurückzieht. Regierungschef Netanjahu droht, der jüdische Staat werde den Krieg wieder aufnehmen, wenn die islamistischen Terroristen nicht entwaffnet werden.
Viele Israelis lehnen Zweistaatenlösung ab
Netanjahu lehnt auch die ebenfalls vorgesehene spätere Verwaltung des Gazastreifens durch die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem Westjordanland kategorisch ab. Und die in Trumps Plan angedeutete Möglichkeit eines Palästinenserstaates ist nicht nur für den israelischen Ministerpräsidenten völlig inakzeptabel, sondern wird auch von vielen seiner Landsleute abgelehnt.
Frist für Geiselfreilassung läuft
Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am Freitag um 12.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) läuft eine 72 Stunden lange Frist für die Freilassung der Geiseln. Aus Kreisen der Hamas hieß es, alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln würden voraussichtlich schrittweise zwischen Sonntag und Montagmorgen 6.00 Uhr (5.00 Uhr MESZ) übergeben. Trump hatte zuvor gesagt, er erwarte eine Übergabe am Montag.
Die Rückkehr soll vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medienvertreter organisiert werden, nachdem der Hamas propagandistische Inszenierung früherer Geisel-Freilassungen vorgeworfen worden war.
Gemäß dem Friedensplan haben sich die israelischen Streitkräfte mittlerweile auch auf eine vorher vereinbarte Position zurückgezogen. Sie halten damit aber noch immer etwas mehr als die Hälfte des Küstenstreifens besetzt.
Gaza-Gipfel mit Trump in Ägypten
Trump wird während seiner bevorstehenden Nahost-Reise eine Rede vor dem israelischen Parlament halten. Das kündigte er im Weißen Haus an, nachdem ihn Parlamentspräsident Amir Ohana offiziell in die Knesset eingeladen und auf der Plattform X geschrieben hatte: "Israel erwartet den Friedenspräsidenten."
Außerdem will Trump nach Ägypten reisen, um an einer "offiziellen Unterzeichnung" des Abkommens zwischen Israel und der Hamas teilzunehmen. Das Außenministerium in Kairo teilte mit, im Küstenort Scharm el Scheich sei ein internationales Gipfeltreffen geplant. Den Vorsitz sollten dabei Trump und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi haben. Ein Tag für den Gipfel wurde nicht erwähnt, laut der französischen Regierung findet das Treffen aber am Montag statt.
Vertreter der Hamas und Israels an einem Tisch - das war schon bei den Verhandlungen undenkbar, weshalb die Gespräche indirekt über Vermittler geführt wurden. Bei der Besiegelung des Gaza-Abkommens wird es nicht anders sein. Die Hamas nehme nicht an der geplanten Zeremonie teil, "nur die Vermittler sowie amerikanische und israelische Regierungsvertreter werden anwesend sein", hieß es aus Kreisen der Islamisten.
Bundeskanzler Friedrich Merz könnte anlässlich der Einigung ebenfalls nach Ägypten kommen. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, der CDU-Chef habe die Einladung von Staatschef al-Sisi dankend entgegengenommen. Offiziell bestätigt wurde eine Reise des Kanzlers bisher aber nicht. Dafür haben andere Spitzenpolitiker ihr Kommen fest angekündigt, darunter UN-Generalsekretär António Guterres und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
UN-Helfer: Genug Lebensmittel für zwei Millionen Menschen
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen rief die israelische Regierung auf, rasch weitere Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen zu ermöglichen. Das WFP habe als größte humanitäre Organisation der Welt genügend Lebensmittel in der Region, um die gut zwei Millionen Menschen im Gazastreifen für bis zu drei Monate zu versorgen - wenn Israel vollen Zugang gewährt. Lastwagen aus Ägypten, Jordanien und dem von Israel besetzten Westjordanland seien unterwegs, berichtete die UN-Organisation.
Im Rahmen der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sollen die Hilfslieferungen in den Gazastreifen deutlich ausgeweitet werden. Nach Angaben aus Hamas-Kreisen sollen in der ersten Phase pro Tag rund 600 Lastwagen mit Hilfsgütern einfahren - doppelt so viele wie zuvor./rin/DP/zb
Wertentwicklungen (Performances) und Renditechancen werden ohne Berücksichtigung der jeweiligen Produkt-, Dienstleistungskosten und Zuwendungen angezeigt. Diese und deren Auswirkungen auf die Performance und Renditechance des Instruments erhalten Sie kundenindividuell vor Ihrer Transaktion oder im Rahmen Ihrer Beratung bei der HypoVereinsbank.
Alle Angaben ohne Gewähr. Die Informationen auf dieser Seite stellen weder eine Anlageberatung, noch ein verbindliches Angebot dar und dienen ausschließlich der eigenverantwortlichen Information. Insbesondere können sie eine Aufklärung und Beratung durch den Betreuer nicht ersetzen. Die Instrumente sind nur in Grundzügen dargestellt. Ausführliche Informationen enthalten bei Fonds die allein verbindlichen Verkaufsprospekte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen, die aktuellen Jahres- und Halbjahresberichte, bei anderen Instrumenten die allein verbindlichen Basisprospekte einschließlich etwaiger Nachträge bzw. die Endgültigen Bedingungen und bei Finanzinstrumenten, die der PRIIP-Verordnung unterliegen zusätzlich die Basisinformationsblätter. Diese deutschsprachigen Dokumente erhalten Sie bei Fonds in elektronischer Form auf der Detailseite zum Fonds und/oder in Papierform kostenlos über alle HypoVereinsbank Filialen. Bei Finanzinstrumenten, die der PRIIP-Verordnung unterliegen erhalten Sie die deutschsprachigen Basisinformationsblätter in elektronischer und/oder in Papierform kostenlos bei Ihrem Ansprechpartner der HypoVereinsbank. Alle anderen Dokumente können Sie direkt beim Emittenten (Herausgeber) anfordern. Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente unterliegen u.a. Kurs- und Währungsschwankungen, die die Rendite steigern oder reduzieren können. Es kann grundsätzlich zum Verlust des eingesetzten Kapitals kommen. Alle Wertpapiere außer Fonds unterliegen dem Emittentenrisiko und strukturierte Produkte zusätzlich dem Risiko des Basiswertes. Bei Optionsscheinen, Knock out Produkten und Faktorzertifikaten sind starke Kursschwankungen üblich und es besteht ein Totalverlustrisiko.
Die Informationen auf dieser Seite stellen auch keine Finanzanalyse dar. Eine den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Unvoreingenommenheit wird daher nicht gewährleistet. Es gibt auch kein Verbot des Handels - wie es vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen gilt. Diese Information richtet sich nicht an natürliche oder juristische Personen, die aufgrund ihres Wohn- bzw. Geschäftssitzes einer ausländischen Rechtsordnung unterliegen, die für die Verbreitung derartiger Informationen Beschränkungen vorsieht. Insbesondere enthält diese Information weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren an Staatsbürger der USA, Großbritanniens oder der Länder im Europäischen Wirtschaftsraum, in denen die Voraussetzungen für ein derartiges Angebot nicht erfüllt sind.


© 2012-2020. UniCredit Bank GmbH (HVB). Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.
Design and Implementation by ByteWorx GmbH.
Powered by FactSet Digital Solutions GmbH.
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch FactSet Digital Solutions GmbH.
Fondsdaten bereitgestellt von Mountain-View Data GmbH.
Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!